CSD und Kapitalismus
Hi, ich bin vom Ema-Block.
Der Ema-Block ist ein Bündnis, dass sich 2015 recht spontan gegründet hat, um als linke und radikale Stimme auf dem Leipziger CSD mitzumischen. Denn dieser CSD ist ein gutes Beispiel dafür, wie radikaler Queerfeminismus nicht funktioniert. Der CSD Leipzig führt einen Kampf, der sich mit seinen Forderungen an den Staat richtet und nicht gegen ihn. Es geht ihnen um gesetzliche und bildungspolitische Veränderungen, wie das Verbot von OPs an intergeschlechtlichen Kindern oder die Abschaffung des Transsexuellen Gesetzes – zugunsten eines neuen Gesetzes. Und auch wenn diese Forderungen ja richtig und wichtig sind, ist das einfach nicht genug!
Wir wollen nicht einfach nur kleine süße Familien gründen und ohne Diskriminierung am Arbeitsplatz leben. Wir wollen den Kapitalismus und die Familie abschaffen! Denn sie gehören nicht nur zusammen wie facebook und Faschismus, sondern sind auch die Ursache für die Gewalt gegen lgbtiq. Und das liegt schon in der Geschichte des Kapitalismus begründet:
Als der Kapitalismus noch klein und etwas wackelig auf den Beinen war, fühlte er sich recht alleine und beschloss sich einen Partner zu suchen. Den fand er dann im Patriarchat. Das Patriarchat war aber schon ziemlich alt und der junge Kapitalismus ein bisschen angeekelt, also musste ein MakeOver her. Wenn ein System zur Ausbeutung und Unterdrückung ein Make-Over braucht, sieht das leider nicht aus wie bei Queer Eye, sondern ist eine ziemlich blutige Angelegenheit. Diese blutige Geschichte kennen wir heute als Hexenverfolgung. Dabei ging es aber nicht einfach gegen irgendwelche Frauen oder darum, dass die dummen Mittelalter-Menschen noch an Magie glaubten. Es ging darum, dass Frauen sich gegen Kapitalismus, christliches Patriarchat und Kolonialismus wehrten und dafür wurden sie verfolgt. Es war ein Krieg gegen Ketzerinnen, Heilerinnen, die ungehorsamen Ehefrauen, die Frauen, die alleine zu leben wagten, die Obeah-Frauen, die die Speisen der Herren vergifteten und die die Sklav*innen zum Aufstand anstifteten.
Nach 100 Jahren voller Folter und Scheiterhaufen hatte sich das Patriarchat grundlegend verändert. Die Welt wurde geteilt in einen öffentlichen und einen privatenTeil, die gleichzeitig als männlich beziehungsweise weiblich galten. Eine Unterscheidung, die den Kapitalismus freute, denn in der einen Sphäre konnte die Arbeit der Menschen ausgebeutet werden, in der anderen wurde sich darum gekümmert, dass die Arbeitskraft kostenlos wiederhergestellt wird. Damit die Kleinfamilie aber so gut funktionieren konnte, mussten ein paar Annahmen verändert werden. Sexualität und Geschlecht wurden immer stärker geregelt. Das Patriarchat hatte in den Naturwissenschaften einen mächtigen Verbündeten gefunden. Diese erklärten munter, dass es nicht nur außerhalb von zwei Geschlechtern nichts gäbe, sondern auch, dass Männer um Längen besser als Frauen seien. Und natürlich, dass Heterosexualität das einzig natürliche sei.
Diese Ordnung wurde in den letzten hundert Jahren immer wieder attackiert und zum Wanken gebracht. Radikale feministische und queere Bewegungen kämpften und kämpfen überall auf der Welt gegen das Geschlechterregime. Doch wir müssen aufpassen. Der Kampfbegriff “queer”, der einst genutzt wurde, um der Bewegung wieder ihre politische Schlagkraft zurückzugeben, wird immer mehr zum Modewort. Queer-Parties sind häufig trotzdem vor allem Partys für eine weiße, cis-schwule Mittelschicht. Aber auch Unternehmen haben in lgbtiqs eine dankbare Zielgruppe entdeckt. Im Juni, im Pridemonth, werden Regenbögen auf Produkte gedruckt und an die dankbare Zielgruppe verkauft. Währenddessen geht die kapitalistische und patriarchale Ausbeutung aber munter weiter. Das ist für uns kein gesellschaftlicher Fortschritt, sondern nur das pinkwashing einer Welt, mit der etwas ganz grundsätzlich nicht in Ordnung ist.
Queer ist kein Lifestyle, keine Ressource für eine diverses Unternehmen. Queer ist eine Kampfansage!
Der Kampf um ein selbstbestimmtes Leben muss auch auch ein Kampf gegen Staat, Nation und Kapital sein. Wir kämpfen nicht nur für eine sexuelle und geschlechtliche Befreiung, sondern für eine befreite Gesellschaft. Wir wollen ficken, wen und wie wir wollen. Wir wollen die zweigeschlechtliche und sexistische Geschlechterordnung abschaffen, die allgegenwärtige Heteronormativität hinter uns lassen. Wir wollen nationale Grenzen einreiszen und die kapitalistischen Verhältnisse überwinden. Wir kämpfen für ein grenzenlos solidarisches und selbstbestimmtes Leben!
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