Statement zum Bildungsprojekt des Gerede e.V.

Queere Bildung rettet Leben!

Bildungsprojekt des Gerede e.V. Dresden muss bleiben!


Sich nicht mit dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht zu identifizieren, nicht heterosexuell zu begehren und/oder auch nur wenig bis gar kein Interesse an Sex zu haben, bedeutet im cis-heteronormativen Patriarchat Minderheitenstress ausgesetzt zu sein. Dieser kann sich sowohl durch äußere Faktoren, wie zum Beispiel Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen auswirken. Aber auch durch innere Faktoren, wie internalisierte Queerfeindlichkeit, Angst vor einem Outing oder das Gefühl ‚anders‘ zu sein.

Besonders betrifft das queere Jugendliche. Diese verfügen häufig über noch kein selbstgewähltes soziales Umfeld, werden durch das Elternhaus, Schule, Peers, Medien und Gesellschaft im Allgemeinen mit cis-heteronormativen Erwartungen konfrontiert, leiden unter dem Druck, diese Erwartungen zu erfüllen und durchlaufen jede Menge körperliche sowie emotionale Entwicklungen. Ein ihnen feindlich gegenüber eingestelltes Umfeld kann zu Depressionen, Angstzuständen bis hin zu suizidalem Verhalten führen. Davon sind Queers nachweislich häufiger betroffen als cis-heterosexuelle Gleichaltrige.

Umso wichtiger also, dass es Bildungsprojekte an Schulen gibt, die über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Klassenräumen aufklären, Schüler*innen für Diskriminierung sensibilisieren und queere Jugendliche empowern. Bisher haben das in Sucksen die Vereine RosaLinde e.V. in und um Leipzig, different people e.V. in und um Chemnitz sowie der Gerede e.V. in und um Dresden getan. Damit war ganz Sucksen unter den drei Vereinen aufgeteilt und das queere Bildungsnetzwerk ermöglichte allen Schulen im Bundesland den Zugang zu den Bildungsprojekten – unabhängig ob Großstadt oder Provinz. Dazu kommen die Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte, um auch diesen Sensibilität für u.a. homosexuelle, trans* oder inter* Lebensrealitäten ihrer Schüler*innen zu vermitteln.

Ab 2022 soll nun plötzlich das Bildungsprojekt des Gerede e.V. nicht mehr wie bisher über das Förderprogramm „Weltoffenes Sachsen“ des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert werden. Damit bricht das Bildungsprojekt für Dresden sowie die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge weg. Drei Festangestellte verlieren ihren Job und ein Team von etwa 20 Ehrenamtlichen wird für ihre bisher geleistete, unentgeltliche Arbeit vor die Füße gespuckt. Ausgerechnet in Ostsachsen, wo es Queers zwischen AfD, Querdenkern und anderen Faschos sowie der Queerfeindlichkeit der vermeintlichen „Mitte der Gesellschaft“ ohnehin schon scheiße schwer haben, verschwinden ihre Lebensrealitäten wieder aus den Klassenzimmern. Denn im regulären Lehrplan ist für sie ohnehin kein Platz vorgesehen.

Das macht uns unglaublich wütend!

Wir schließen uns der gemeinsamen Pressemitteilung von RosaLinde, Gerede und different people an und fordern eine langfristige Absicherung der queeren Bildungsprojekte!

Queere Bildung ist ein wichtiger Beitrag zur mentalen Gesundheit queerer Jugendlicher und rettet damit im Zweifelsfall Leben. In Sachsen regieren übrigens CDU, SPD und Grüne. Während die eine Partei für ihre schon immer zur Schau getragene Queerfeindlichkeit bekannt ist, feierten sich die anderen beiden zuletzt für ihre „queerpolitischen Erfolge“ im Koalitionsvertrag auf Bundesebene. Der plötzliche Wegfall zeigt außerdem einmal mehr, dass auf staatliche Institutionen kein Verlass ist.

Queere Räume müssen gegen die Willkür des Staates verteidigt werden!

Beim Spaziergang in Leipzig gefundenes Solitranspi.
Beim Spaziergang in Leipzig gefundenes Solitranspi.